Spiel 1

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Gruß Euch, holde Maiden und edle Recken!

In diesen Zeiten der höchsten Gefahr ergeht unser Ruf an Euch, das "Land der zwei Reiche" vor dem drohenden Unheil zu bewahren, uns vor dem 'Untoten König' zu schützen, der uns alle zu vernichten droht. Das Artefakt, welches jahrhundertelang die Finsternis gebannt hielt, ist verschwunden, seine Macht zerbrochen und der rastlose Tote durchstreift das Land, beseelt allein von dem Wunsch, alles Leben auszulöschen. Wenn es Euch nicht gelingt, die Teile des Artefaktes zu finden und es wieder zusammenzusetzen, wer kann uns dann noch retten?

Dramatis Personae

Bianca
Die Weise Frau
Gianna
Der Trödler
Hanno
Der Prinz vom Königshaus von See und Wald
Martin S.
Der Troll
Sebastian
Der Untote König
Silke
Die Prinzessin vom Königshaus der Ebenen
Tillmann
Der Priester
Tobias W.
Das Orakel
Wolfgang
Der Bürger
Yvonne
Die Händlerin

Die Geschichte

Lauschet meinen Worten, dies geschah

im ersten Jahr...

Jenes Königreich, das in den heutigen, glücklicheren Tagen, das Königreich des Sommers genannt wird, war noch vor wenigen Jahren ein Ort an dem brüchiger Friede herrschte und immerwährende Gefahr lauerte. Um zu begreifen was das erste Jahr uns brachte, hört deshalb zuerst eine Geschichte aus alten Zeiten, hört die Geschichte des Landes der zwei Reiche...

Die Geschichte des Landes der zwei Reiche

Vor nunmehr sieben Jahrhunderten herrschte ein großer König, dessen Namen der Strom der Zeit in das Dunkel des Vergessens gehüllt hat, über dies Land, das man heute als 'Land der zwei Reiche' kennt. Er war stark und gerecht, aber auch von unbeherrschtem Stolz und ungezügelter Leidenschaft und in seinem Zorn war seine Kraft fürchterlich. Viele an seinem Hofe vermeinten den Griff einer dunklen Macht zu spüren, wenn den König die Wut überkam, doch schwiegen sie darüber, denn es ward nicht oft, daß sein Geist sich dergestalt verdüsterte und zu aller anderer Zeit war der König ein guter und vom Volke geliebter Mann.

Dieser König aber hatte zwei Söhne, die waren einer wie der andere falsch und von bösem Blute. Allein der Macht und dem Prunk der Herrschaft galten ihre Gedanken und so konnten sie es gar nicht erwarten, daß ihr Vater zu Tode käme und die Macht ihnen zufiele.

Und sie hielten ihren Vater zu mannigfachen Kriegen an, hofften sie doch, er möge in der Schlacht fallen, denn immer ritt der König seiner Armee voran in den Kampf. Zu manch waghalsigem Waffengang stachelten die Brüder ihren Vater an, doch immer war der König siegreich, denn er war ein großer Krieger und in seinem Kampfeszorn unüberwindlich.

Als die bösen Brüder sahen, daß kein Schwert, noch Axt, noch Pfeil ihn je bezwingen würde, da bereiteten sie mit eig'ner Hand ein tödlich' Gift und nach einem großen Schlachtensieg brachten sie es ihrem Vater im goldenen Kelche als Siegestrunk dar.

In einem Zuge leerte der König den gold'nen Becher, zu spät sah er das böse Lächeln seiner Söhne, zu spät erkannte er, was sie ihm angetan- und in diesem Augenblicke, da kam der dunkle Zorn über ihn ob dieses meuchlerischen Verrats durch sein eigen Fleisch und Blut Und obgleich sein Körper schon dem Tode geweiht war erhob er sich von seinem Throne und verfluchte seine Söhne, die ihn hinterlistig zu Tode gebracht, und verfluchte sein Gefolge und verfluchte das Land und alle seine Bewohner. Alsdann ergriff ihn die eisige Hand des Todes und er stürzte zu Boden.

Doch alles Gefolge und auch die falschen Brüder flohen aus der Burg. Und die Brüder teilten das Land unter sich auf und der eine zog nach Westen und der andere nach Osten. Doch in der darauffolgenden Nacht nahm der Fluch Gestalt an, denn mit seinem letzten Atemzug hatte der König sich den dunklen Mächten seiner Wut verschrieben und in der Tiefe und Schwärze der Nacht erhob er sich vom Tode, von unheiligem Leben erfüllt und ergriff sein Schwert und erschlug einhundert Mann.

Da war die Furcht im Lande groß, denn niemand wußte, wie der Untote aufzuhalten sei. Da kamen die dreizehn Magier des Landes zusammen, der Lichte wie der Dunkle, der Magier des Krieges und die Zauberin des Friedens, der hohe Lord der Magie, die holde Dame der Liebe und die finstere Lady des Hasses, die Tapfere und der Feigling, der Hexer des Todes und der Magier des Lebens, die weise Zauberin und der tore Narr und sieben Tage lang schlossen sie sich ein und ein jeder von ihnen schuf ein Teil des heiligen Artefaktes.

Aber in jeder Nacht kam der untote König und erschlug einhundert Mann. Nach sieben Tagen betraten die Diener und Adepten das große Arbeitszimmer der Magier und fanden das heilige Artefakt, dreizehn Teile, jeder einzelne von gewaltiger magischer Energie erfüllt. Von den dreizehn Magiern aber fehlte jede Spur, Gerüchte besagen, sie hätten ihr Leben zur Errettung des Landes gegeben und seien selbst mit all ihrer Macht in das Artefakt eingegangen, selbst ein Teil davon geworden. Und als die dreizehn Teile vereint waren, da ward der Untote in Bann geschlagen und konnte seine Burg nicht mehr verlassen. So wurde das, nun geteilte, Land vor dem Fluch des Königs geschützt. Das Volk jedoch war noch immer voller Furcht vor dem Untoten und so gingen die Alten und Weisen des Volkes, das uralte Orakel des Waldes zu befragen, ob und wie der Untote endgültig vertrieben werden könnte.Das Orakel aber gab ihnen zur Antwort folgende Prophezeiung:

Nur ein Reich darf im Land es geben,

Vereint muß sein, was stets eins war,

Und dieses Reiches Königspaar,

Mit des Artefaktes Macht,

Erleuchtet es die ew'ge Nacht,

Dann haucht er aus sein untot Leben.

Das Volk aber wußte die Worte des Orakels nicht zu deuten und so gingen sie zu den Priestern vom Schwan um sich die wundersamen Worte des Orakels von diesen erklären zu lassen. Und die gelehrtesten der Priester kamen nach langer Beratung schließlich dazu, daß nach der Prophezeiung nur das stärkere der beiden Königreiche, weiches sich im Kampfe als siegreich erwiesen habe, übrigbleiben dürfe; und der Herrscher dieses Hauses werde dann mit dem heiligen Artefakt den Untoten für immer vertreiben. Und so zogen die beiden Königshäuser gegeneinander ins Feld und das 'Land der zwei Reiche' wurde von Blut getränkt, als die Feuer des Krieges loderten, Jahr um Jahr. Und die Jahrzehnte gingen ins Land, die Brüder starben und bessere Männer erbten ihre Throne, die alte Burg des Königs zerfiel, ihre Mauern wurden zu Staube zermahlen, doch der Untote lebte fort, gebannt in die Ruine des Hauptturmes, den man den schwarzen Turm nennt, das Orakel geriet in Vergessenheit, nicht jedoch seine Prophezeiung und so tobte der Krieg durch all die Jahre, bis es fast drei Jahrhunderte des Kampfes waren, ohne daß eines der Königreiche endgültig bezwungen worden wäre.

Diese Jahre des Schreckens sind als 'Zeitalter des Ewigen Krieges' in die Geschichtsschreibung des Landes eingegangen. Doch die ewigen Schlachten forderten ihren Tribut und schließlich blieben den zwei Reichen kaum noch genug Truppen zum Kampfe, daß man es Armeen hätte nennen können. Erschlagen lagen die Helden vergangener Jahre, zu Staub zerfallen die prunkvollen Banner der gewaltigen Heere alter Zeit, der Krieg hatte das Land arm gemacht! Da beschlossen vor nunmehr zweiundzwanzig Jahren die heutigen Könige der zwei Reiche, des Kämpfens müde, einen Waffenstillstand. Diese Waffenruhe beendete das 'Zeitalter des Ewigen Krieges' und brachte den zwei Reichen ein wenig des alten Reichtums zurück. Das heilige Artefakt aber, von dessen Schutz alles Leben im 'Land der zwei Reiche' abhing, ward im jährlichen Wechsel von beiden Königshäusern aufbewahrt, ein Jahr lag es in der Schatzkammer des Königshauses vom See und das andere Jahr in der Kapelle des Hauses der Ebenen, stets bewacht von der königlichen Garde des jeweiligen Hauses. Die Waffen schwiegen, das Land gedieh, eines Tages wäre es vielleicht gar, trotz der Prophezeiung, zum Friedensschluß gekommen, doch wie ihr wißt ist alles anders gekommen, verschwunden und zerbrochen ist das heilige Artefakt, der Untote, von seinem jahrhundertelangen Bann befreit, bringt Tod und Verwüstung über das Land und die Königshäuser rüsten in Einfalt und Verblendung zum Krieg gegeneinander.

Nun kennt Ihr die Historie, doch lauschet meinen Worten um die Ränke und Tücke zu erfahren, die auf diesem Boden erwuchs und hört von jenem Heldenmut, der all die dunklen Pläne letztlich doch zu Fall brachte. Es begab sich, daß der Prinz vom Königshaus von See und Wald sich unsterblich in die Prinzessin vom Königshaus der Ebenen verliebte. Die Prinzessin erwiderte seine Liebe aufrichtig und so beschlossen die beiden, ungeachtet der Feindschaft, die zwischen ihren Familien herrschte, zu heiraten. Die Prinzessin beichtete ihre geheime Liebe dem Priester vom Schwan und bat ihn, sie heimlich zu trauen. Doch der Priester ahnte, daß die Macht der Kirche schwinden würde, wenn die beiden Königshäuser sich verbinden und so schmiedete er finstere Ränke. Er wies die Prinzessin an, ihn zu nächtlicher Stunde an geheimem Ort zu treffen und das Artefakt mitzubringen, das zur Zeit an ihrem Hofe aufbewahrt wurde. Dann sollte sie mit ihrem Angetrauten und dem Artefakt vor ihre Eltern treten und alles würde gut. Doch kaum hatte die Prinzessin mit dem Artefakt den Hof verlassen, da schlug der Priester sie aus dem Schatten nieder und raubte das Artefakt. Er zerbrach es in seine dreizehn Teile und verbarg sie. Aus seinem Bann befreit brach der Untote König aus seinem Gefängnis los und zog mordend durch das Land. Die er erschlug reihten sich in seine Armee der lebenden Toten ein und eine Zeit des Schreckens brach an. Das Haus des Bürgers wurde zerstört, die Händler der Reiche lebten in ständiger Angst und die Prinzessin wagte nicht, ihren königlichen Eltern die ganze Wahrheit zu enthüllen, da sie ihren Zorn zu sehr fürchtete. Die Königshäuser bezichtigten sich gegenseitig, die Schuld am Verlust des Artefaktes zu tragen und rüsteten zu neuerlichem Kampf gegeneinander, anstatt gemeinsam dem Untoten König entgegenzutreten. Und auch der ständig hungrige Troll, der durch die Wälder streifte, trug nicht gerade zur Entspannung der Lage bei, obschon sein Kot bei den Magiern als Ritualzutat durchaus begehrt war. Doch die aus Fernen Landen angereisten Helden bewiesen Schwertkunst und Tapferkeit, ebenso wie Klugheit. Obgleich viele ihr Leben an die Horden der Nacht verloren, hielten sie doch den Angriffen der Untoten stand und einige wenige von ihnen fanden das versteckte Orakel und den verborgenen Wohnsitz der Weisen Frau. Aus deren Geschichten erfuhren sie von der Prophezeiung und durchschauten schließlich den teuflischen Plan des Priesters. Vereint traten sie ihm entgegen und bezwangen ihn in epischer Schlacht. Alle dreizehn Teile des Artefaktes vereinten sie wieder und so wurde dann doch noch Hochzeit gefeiert - und nun war wirklich vereint, was stets eins war. Denn durch die Hochzeit des Prinzen und der Prinzessin wurde das ’Land der zwei Reiche‘ zum geeinten ’Königreich des Sommers‘ und der Untote König fand endgültig Ruhe.


[Unser allererstes Liverollenspiel! Etwa 30 SpielerInnen plagten sich in pechschwarzer Nacht durch das viel zu große Spielgebiet am Stellbergsee, durch Schlammlöcher und Brombeerranken. Angesichts des ziemlichen Chaos gab es großes Erstaunen bei uns Posten, wie begeistert am Ende dennoch alle waren.]