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Aktuelle Version vom 19. Juli 2019, 13:40 Uhr

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Dramatis Personae

Andreas
Feantur Mandos, der Flüchtlingsführer aus dem Osttal
Axel
Malkhut, Diplomat des Osttals
Barbara
Die Schmiedin, Hüterin des Erzlagers von Steinheim
Bernd
Seine Eminenz Damiel vom Schwan, Hohepriester und Berater
Bianca
Orenda Arginin, magisches Wesen, Hüterin der Bibliothek von Angor
Claudia
Die Königin der Dunkelheit
Sorcha von Falkenfels, Hofdame
Hanno
Springerposten
Mario
Marten von Alzey, der Wahnsinnige
Martin H.
Vandros Ratburn, der Söldnerführer
Martin S.
Killian MacArdoc, Freihändler
René
Borgl, der Weinbauer, Hüter des Weinberges des Rebflußtals
Steffi
Freya MacArdoc, Killian korrupte Tochter
Steve
Griet Malis, der Pfandleiher, Hüter des Kreuzweges von Crossing
Thiemo
Der Baumgeist, Hüter der Eiche von Grünfeld
Tillmann
Shandras "Todesschatten", Kriegslord des Osttals
Yvonne
Die Totengräberin, Hüterin des Friedhofs von Weltend

Die Geschichte

Für meinen Bruder, den jämmerlichen Narren

Ich war neun Jahre alt, als sie unseren Vater erschlugen, weil er ein Stück trockenes Brot aus der Kammer der Aufseher gestohlen hatte. Wir brachen gerade Steine, um daraus noch mehr Quader für noch mehr von ihren Burgen und Schlössern zu hauen, als sie ihn wegholten. Da war ein Mann auf einem Pferd, ein Priester des Schwans. Nie werde ich sein feist lächelndes Gesicht vergessen, als die Axt unseren Vater traf.

Ich war neunzehn Jahre alt, als unter der Zauberkraft meines Bruders das Tor des Wehrturmes zerbarst und ich den feisten Priester aus seinem Versteck zerrte und mit meinem Schwert durchbohrte.

Ich war dreiundzwanzig, als wir die letzten Pfaffen und Fürsten des Osttals von den Galgen abschnitten und Malkhuts Zauber sie in unsere Legion der Untoten einreihte. "Nie wieder Knechtschaft!", das war unser Ruf. Für das Osttal war unser Traum wahr geworden, aber der Rest der Welt lebte noch immer in den Ketten der Tyrannei.

Ich bin Shandras von Osttal, ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Ich habe den Marsch auf Westberg überlebt. Die Schwarzen Brüder sind nicht mehr, Malkhut ist nicht mehr.

Doch höret was geschah, im siebten Jahr...

Im Osttal hatten wir Kirche und Adel mit Stumpf und Stiel ausgerottet, doch nun galt es, die Revolution auch in die anderen Länder zu tragen, den Bauern, Leibeigenen und Handwerkern dort die Freiheit zu bringen. Dann kam in einem Traum die Vision über uns – Westberg! Westberg galt es als Erstes zu befreien und der Traum enthüllte uns auch den Weg. Mir erschien ein an geheimem Ort verborgenes Schwert – und tatsächlich fand ich es, genau wie der Traum es mir gezeigt hatte. Ein mächtiges Schwert der Seelenfresser, der für jede einem Feind geraubte Seele seinem Träger einmal die Rückkehr aus dem Reich der Toten erlaubte. Auch meinen Bruder Malkhut überkam die Vision und enthüllte ihm ein Zauberritual, mit dessen Hilfe die magischen Orte, auf denen der Reichtum und die Stärke Westbergs ruhten, umgewandelt und damit nutzlos gemacht werden konnten. Diese Orte, genährt durch die Magie Westbergs und tief mit dem Land verwurzelt, waren die Grundlage der Macht des Barons und seiner Fürsten. Jedes Fürstentum hatte einen eigenen Ort – das Erzlager Steinheims, die Bibliothek von Angor, die Eiche von Grünfeld, der Friedhof von Weltend, der Kreuzweg von Crossing und der Weinberg des Rebflußtals – und jeder Ort wiederum hatte einen Hüter, ein halb menschlich und halb magisches Wesen, das die Kräfte des Ortes mit der Welt der Menschen verband und den Reichtum des Ortes seinem Fürsten nutzbar machte. Die Schmiedin, der Pfandleiher, der Weinbauer und wie sie alle hießen, waren willfährige Werkzeuge der Fürsten und versorgten sie mit Gold und Material, damit sie das Volk weiterhin in Unmündigkeit und Knechtschaft halten konnten.

Und es gab noch einen siebten und letzten Ort, den zentralen und magischsten aller Orte – den Dorfstein Westbergs. Und sein Hüter war kein anderer als Cornelius Tugelbend selbst, der Baron. Die Kraft des Dorfsteins war aber dergestalt, daß er erst umgewandelt werden konnte, nachdem alle anderen Orte gefallen waren. Und solange dies nicht geschehen war, konnte der Baron nicht endgültig getötet werden, denn wie alle Hüter ließ ihn die Macht seines Ortes immer wieder ins Leben zurückkehren!

Um der Revolution zum Sieg zu verhelfen, mußten wir also die Orte finden und umwandeln, ohne Ausnahme. Nur dann konnten wir hoffen, auch den Dorfstein umzuwandeln und damit endlich der Tyrannei des Adels und der Pfaffen vom Schwan auch in Westberg ein Ende zu bereiten.

Malkhut hatte noch herausgefunden, daß es sonderbare, magische Wesen in den Wäldern Westbergs gab – Werwölfe und Werbären. Diese waren offenbar Geschöpfe des Barons und mußten daher beseitigt werden, ehe wir unseren Befreiungsmarsch beginnen konnten. Malkhut schuf mit Zauberei einen silbernen Dolch und ich schlich über die Grenze und meuchelte die beiden Anführer der Werwesen – ihre Seelen flossen in mein Schwert und der Weg nach Westberg war nun frei für uns, da Malkhut sicher war, daß mit dem Tod ihrer Oberherren auch die niederen Werwesen ihre Kräfte verloren hatten.

So zogen wir endlich aus, das Land Westberg vom Joch des Adels und der Pfaffenherrschaft zu befreien. Malkhut, Schwätzer der er war, setzte auf Verhandlungen, wollte die Fürsten durch schöne Worte und Einschüchterungen zum Einlenken bewegen. Ich wußte schon immer besser was zu tun war – die eiserne Klaue der Fürsten lockert man nicht mit diplomatischem Geschick, man muß ihren Griff mit dem Schwertarm brechen. So warb Malkhut in Verhandlungen mit den Fürsten für unsere Sache, während ich die Königstreuen mit blanker Klinge in den Wäldern vor mir hertrieb und ihre Seelen mein Schwert füllten.

Doch wir waren nicht allein nach Westberg gekommen – wir hatten unsere scharfsinnigsten und bestausgebildeten Agenten mitgebracht. Sie waren unsere Augen und Ohren, beständig spionierten sie, suchten nach Feinden und möglichen Verbündeten – und hielten Ausschau nach den im Verborgenen liegenden magischen Orten, um sie alsdann mittels des Malkhut gegebenen Rituals umzuwandeln. Und was für Agenten es waren, sie machten ihrem Namen wahrlich alle Ehre. Niemand von ihnen wurde je von den tumben Schergen des Barons gefaßt, womöglich ahnten sie nicht einmal, daß es sie überhaupt gab. Wie besessen waren aller Augen auf uns, die Schwarzen Brüder gerichtet, so daß unserer Agenten Hand heimlich, still und leise einen Ort nach dem anderen umwandelte. Zuerst fiel die Schmiede Steinheims und bald darauf die Eiche Grünfelds und den Weinberg des Rebflußtals habe ich selbst verwandelt. Der Friedhof Weltends folgte und noch vor Einbruch der Nacht war auch die Macht des Kreuzweges von Crossing gebrochen. Nun stand nur noch die Bibliothek von Angor zwischen uns und dem Dorfstein.

Es stimmt, daß mir zu dieser Zeit leise Zweifel an unserem Tun kamen, denn wie sich herausstellte machten unsere Umwandlungen der Orte diese nicht einfach nur nutzlos, sondern veränderten in befremdlicher Weise ihre Natur. Die Hüter der umgewandelten Orte wurden bösartig und richteten wahllose Zerstörung an. Doch schien mir das der Preis der Freiheit.

Der Abend brachte einen trügerischen Schein von Ruhe. Der Baron hatte, in einem kläglichen Versuch das vor der Rebellion stehende Volk zu beruhigen, ein Festessen aufgefahren, doch unterschwellig konnte jeder spüren, daß große Ereignisse bevorstanden, die auch ein fettes Spanferkel nicht würde aufhalten können. Zu meinem großen Erstaunen war es ein Adliger, nämlich der Fürst von Grünfeld, der am Bardenabend ein Lied davon sang, was die Zukunft bringen würde:

»Die Zeit ist nah, die Zeit ist nah, jetzt ist es nicht mehr fern, dann werden all die hohen Herrn gehang an die Latern ...«

Und kaum waren die letzten Töne des Bardenabends verklungen, da strömten schon wieder dunkle Gestalten in den Wald. Die Reliquie, ein magisches Ding Westbergs, wurde aus irgendwelchen abergläubischen Gründen im Licht des Mondes mitten am Dorfstein ausgestellt, unter schwerster Bewachung durch die Söldner unter ihrem bärbeißigen Hauptmann Vandros Ratburn, verstärkt durch die Magiergilde von Maleville. Unnötig zu erwähnen, daß Malkhut und ich, zusammen mit einigen Gesinnungsgenossen im nahen Wald unterwegs waren, um eine Lücke in der Verteidigung zum Raub der Reliquie zu suchen.

Andere Grüppchen waren währenddessen unterwegs zu den mächtigsten der drei magischen Orte, der Eiche, dem Friedhof und der Bibliothek. Denn diese drei Orte sollten sich zur Mitternacht öffnen und den Zutritt in ihr geheimnisvolles Inneres erlauben – großes Wissen und große Gefahren warteten dort! Und, so ist mir berichtet worden, es gab zudem noch ein weiteres Häuflein – die sturköpfigen Ritter vom Drachentöterorden – die in ganz eigener Sache unterwegs waren. Augenscheinlich erwarteten die beiden Anführer der Ritter, ein gewisser Henk und ein Targan, wohl eine Lieferung Kampfausrüstung von einer befreundeten Macht aus dem Ausland. Tatsächlich habe ich diesen Henk am nächsten Tage in ein fremdartiges Panzerhemd gewandet gesehen...

Aber zurück zu den drei magischen Orten. Aus Erzählungen habe ich zusammengetragen, was in der Nacht dort geschah. Offenbar tat sich ein jeder der Orte auf, um demjenigen sein Wissen zu enthüllen, der die Prüfung des Ortes bestehen konnte. Und offenbar war die Prüfung bei den Orten die wir bereits umgewandelt hatten ungleich tödlicher...

An der Eiche wurden die Suchenden vom Baumgeist aufgefordert, in einem engen Kreis mit ihm zu tanzen, jedoch ohne sich dabei von ihm berühren zu lassen. Es war wohl der bösartige Einfluß der Umwandlung, der den Baumgeist mitten im Tanz zwei Dolche ziehen ließ, mit denen er die unbewaffneten Tänzer attackierte. Zwei Tänzer ließen im Kreis ihr Leben und zahllose retteten sich nur mit einem Sprung aus dem Kreis. Einzig Gwydion il Moranon, graziös wie dieses Elfengezücht nun einmal ist, überwand den Baumgeist und erlangte das Wissen des Ortes. Der Ort enthüllte den Weg, um das Land zu »heilen« und die Umwandlungen rückgängig zu machen und für alle Zeit zu verhindern – der Baron mußte heiraten. Jedoch mußte die Braut ganz bestimmte Tugenden besitzen, ebenso wie der Baron dank seiner drei Tugenden auf den Thron gekommen war. Eine dieser drei Tugenden der Braut enthüllte der Ort.

Am Friedhof warteten vier schwarze Krieger auf die Suchenden. Ihre schattenhaften Gestalten bildeten ein tödliches Spalier, an dessen Ende die Totengräberin mit dem Wissen des Ortes auf die Suchenden wartete. Dieses Rätsel markierte den Eingang zu diesem gefährlichen Ort:

Nicht wie der Falke, wie die Taube fliegt, Nicht wie der Jäger, wie der Troll kämpft, Nicht wie der Kluge, wie der Tor denkt, So schreite.

Ein tückisches Rätsel und ein tückischer Ort. Neun Suchende ließen hier ihr Leben und am Ende war es wiederum Gwydion il Mironan, mittlerweile von der Eiche herbeigeeilt, der das Rätsel löste und den Ort bezwang. "Langsam" war des Rätsels Lösung – und wahrlich, wer die Willensstärke besaß, im Angesicht der schwarzen Krieger quälend langsam zu schreiten, den erreichten sie nicht, da sie stets noch ein wenig langsamer blieben als er. Eine einzige schnelle Bewegung genügte jedoch, um auch sie mit ihren Schwertern flink werden zu lassen.

Wieder enthüllte der Ort Gwydion das Wissen über die Heilung des Landes und nannte ihm die zweite Tugend, die die Braut besitzen mußte.

Die Bibliothek, als einziger Ort noch nicht umgewandelt, barg keine Gefahren für das Leben der Suchenden. Hier waren schlicht drei Rätsel zu lösen, um die Prüfung zu bestehen. Diese waren in fremdartiger Sprache verfaßt und lauteten:

An inseparable couple, Save by the death of one. Always together, And all the world falls into them. Sometimes they're calm, Sometimes they're wild, At times enquiring, At others sleepy. Their laughter is the truest of all And likewise do they bring forth the truest sign of sorrow. An inseparable couple, Save by the death of one.

There is a tale of two horsemen old Who are locked in mutual hunt forever One horse is black and the other red-gold Eternal pursuit and yet they meet never. They are raising their kingdom as they move along A kingdom so powerful, kingdom so strong Which yet lasts mere hours `ere conquered again By the rival horseman who is its bane And yet whose own kingdom is not built to last Forever they're hunting, their reign changing fast.

Dancer, mad, with eyes of fire Leaping, whirling, hurling death Dancing faster, rising higher Horrible your unleashed wrath. And in their houses, filled with fear Shedding many a frightful tear Sit they, where the children cry Whisp'ring ’Dancer, pass us by‘.

Niemandem gelang es, alle Rätsel zu lösen und so blieb das Wissen der Bibliothek und damit die dritte Tugend der Braut verborgen.

Es hätte ohnehin nicht viel genützt, denn mittlerweile hatten die zu der Zeit noch mit dem Osttal verbündeten Wildlandbarbaren – Fluch über Vlad und Liras für ihren späteren Verrat an unserer Sache – mit massiver magischer Unterstützung durch eine Magierin von Crossing die Reliquie an sich gebracht und waren damit entwischt. Nur mein tolpatschiger Bruder, der unbedingt in schwarzem Gewand den Schatten der Nacht hatte spielen wollen, war gefaßt und überwältigt worden. Ich dagegen hatte den mäßig begabten Meuchler der Söldner natürlich bemerkt, der sich im Wald an mich heranschleichen wollte...

Nachdem die Reliquie verschwunden war und die Orte sich wieder geschlossen hatten kehrte Ruhe ein. Die Söldner betranken sich sinnlos, ihr frustrierter Meuchler meuchelte Vlad Valdern, als der sich gerade ein Bier holte, ich meuchelte gleich darauf den Meuchler, nachdem ich zuvor bereits den Paladin des Schwans erledigt hatte, der meditierend, einsam und alleine, weit abseits der Trunkenbolde saß – Pfaffen ... Bald darauf wurde es ganz und gar still.

Der nächste Tag brachte das unausweichliche Ende Westbergs. Diese Narren gaben uns alle Trümpfe in die Hand und ließen sich an der Nase herumführen wie die Kleinkinder.

Mittlerweile mußte wohl auch der dümmste Oger erfahren haben, daß es eine Seelenschale gab, ein magischer Gegenstand den Feantur Mandos, ein Feind des Osttals und feiger Verräter unserer Sache aus dem Osttal bei seiner Flucht mitgebracht hatte. Offenbar war Feantur früher mit Malkhut zusammen in einer von diesen magischen Gruppen auf die Malkhut immer so lächerlich stolz war. Dort hatten sie die Magie der Seelen erforscht ein Abfallprodukt dieser Forschung war wohl jener Marten von Alzey, der unter der Last von insgesamt drei Seelen halb-irre durch die Lande zog und oft wahllos zur Waffe griff. Feantur war ein Schwächling, dem unsere Sache weniger bedeutete als sein ach so kostbares und hochmoralisches Ehrgefühl. So stahl er die Schale und floh mit den anderen Adels- und Pfaffenküssern nach Westberg. Diese Schale aber vermochte, in den Händen einer gut geschulten Gruppe von Magiern, unsere Umwandlungen der magischen Orte wieder rückgängig zu machen. Nur hatte, lange vor allen anderen, der unserer Sache verbundene Santhos mit seinen Getreuen die Schale an sich gebracht. Für genug Gold führen die Söldner eben sogar Raubüberfälle durch...

Obwohl jedermann wußte, daß Santhos die Schale hatte, ließen sich alle von ihm hinhalten und glaubten seine Lügengeschichten. Die Wildlandbarbaren überzeugte er sogar noch davon, bei der Umwandlung der Bibliothek zu helfen – und da der Baron und die Söldner zu der Zeit munter einer von unseren Agenten gelegten falschen Fährte folgten und den Wald nach irgendeinem gar nicht existenten Schrein der Schwarzen Brüder absuchten, war die Bibliothek so schlecht verteidigt, daß sie beim ersten Angriff fiel und sofort umgewandelt wurde. Die Wildlandbarbaren, dieses feige Verräterpack, wechselten nun die Fronten und übten wieder Schulterschluß mit dem Baron, doch hatten sie die Reliquie unwissentlich einer unserer Agentinnen zur Verwahrung gegeben. Somit war auch die Hochzeit des Barons unmöglich geworden, denn dafür war die Reliquie vonnöten.

So kam es, wie es kommen mußte. Am Dorfstein standen wir uns zur entscheidenden Schlacht gegenüber. Zwei unserer besten Agentinnen und ich hatten uns in die Nähe des Steines manövriert, wo ein Kreis für ein magisches ”Schutzpentagramm“ bereitet war. Jetzt nur noch das Pentagramm aktivieren und in seinem Schutz den Ort umwandeln, dann würde der Baron endlich seine Unsterblichkeit verlieren und Westberg würde frei – so glaubte ich damals noch, entgegen aller warnenden Zeichen.

Doch plötzlich trat die bis dato mausgraue Hofdame des Barons in die Mitte und enthüllte ihr wahres, ihr dämonisches Antlitz. Bis heute weiß ich nicht, ob sie ihre wahre Gestalt schon immer hinter einer Maske verborgen hatte oder, ja, so muß es gewesen sein, das Böse erst in der magischen Nacht von ihr Besitz ergriff. Gewaltige Zauberkräfte strömten, ich fühlte, wie der Seelenfresser in meiner Hand zum Leben erwachte und all die von mir gesammelten Seelen strömten zur Schöpferin des Schwertes – und eine nach der anderen rief sie die von ihr beherrschten Seelen zu sich und machte sie zu ihren Kämpfern. Auch alle Hüter, da wir ihre Orte mit dem uns von der Dämonin im Traum gesandten Ritual umgewandelt hatten, schlossen sich dieser dunklen Horde an. Dann brach jäh der Kampf los. Noch immer wollte ich glauben, daß diese Frau, nein, dieses Wesen, für die gleiche Sache kämpfte wie wir, für Westbergs Freiheit vom Joch der Sklaverei. So tötete ich die wenigen baronstreuen Kämpfer im Inneren des Schutzpentagramms, eine der Agentinnen wirkte den Schutzzauber, während die andere das Umwandlungsritual begann. Außerhalb unseres Schutzkreises tobte die Schlacht – Feuerbälle explodierten, Schwerter klirrten und Wurfsterne sirrten. Inmitten der Kämpfenden tobte Henk in seiner Zauberrüstung und Miruin, nun in seiner wahren Gestalt, als Anführer der Werkreaturen. Langsam wurden die dunklen Kämpfer zurückgedrängt, immer kleiner wurde ihre Zahl, doch blieben viele gute Kämpfer der anderen Seite sterbend auf dem Schlachtfeld zurück. Gerade als sich das Kampfglück endgültig zugunsten unserer Gegner zu wenden schien und diese bereits verzweifelt nach einem Magier schrien, um unser Schutzpentagramm zu durchbrechen, war das Ritual vollendet. Der Dorfstein, der letzte und mächtigste magische Ort Westbergs war gefallen. Doch was nun folgte, war alles andere als das, was ich erwartet hatte. Die Dämonin enthüllte nun ihr wahres Gesicht und griff selbst nach der Macht. Als ich dessen gewahr wurde, sammelte ich in dem kurzen Moment der Verwirrung, der der Schlacht folgte, die letzten Agenten um mich und wir flohen. Mein Blick suchte Malkhut, doch, ach, ich konnte nur noch seinen zerschundenen Leichnam vom Schlachtfeld bergen. Mein törichter Bruder hatte sein Leben gelassen, wie so viele andere – Fey Silbertann, Baran die Birke, der verräterische Vlad Valdern...

Ich bin Shandras von Osttal, ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Ich habe den Marsch auf Westberg überlebt. Malkhut ist nicht mehr, aber unser Kampf geht weiter. Ihr hochnäsigen Fürsten, ihr feisten Pfaffen und wer auch immer nun auf dem Throne von Westberg sitzen mag – höret meine Worte: »Die Zeit ist nah, die Zeit ist nah, jetzt ist es nicht mehr fern, dann werden all die hohen Herrn gehang an die Latern ...«

Shandras Todesschatten, Kriegsherr der Freien Republik Osttal


[Unser erstes Spiel in Oberlistingen, wieder mit etwa 60 Spieler/-innen. Erstmals gab es Seelen (die man natürlich regelmäßig verlor) und Seelenmagie. Bei diesem Spiel arbeiteten wir auch zum ersten Mal mit "Halbposten", also Spieler/innen mit exakt umrissenen persönlichen Questen und dazu gehörigen Sonderinformationen und -fähigkeiten. So konnten ohne Verlust von Spielfreiheit für die betroffenen Spieler/innen extrem viele interne Konflikte und Intrigen bewirkt werden. Erstmals siegte bei einem unserer Spiele in diesem Jahr das Böse, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass ausnahmsweise Claudia die Erzdämonin spielte und nicht - wie gewohnt und erwartet - einer der "üblichen Verdächtigen" (Bianca, Sebastian oder Tillmann) den Oberschurken spielte.]